Niemand kommt in unserer modernen Welt um Werbebotschaften herum. Und das gilt nicht erst seit gestern. Eine der Folgen davon ist, dass wir alle ziemlich genau zu wissen glauben, wie Karies am besten vorzubeugen und/oder aufzuhalten ist. Schließlich kennt man X verschiedene Zahncremes, – bürsten, -seiden, Mundwasser und Spülungen, deren Hersteller uns allen bereits sehr lang versichern, dass das von ihnen angepriesene Produkt „garantiert“ und „laut Studie Y“ uns dabei hilft, unsere Zähne vor Karies zu schützen. Doch wie sehen das Zahnärzte und die Zahnmedizin? Was hilft denn nun gegen Karies?
Relativ neu ist es, mit Zahncremes ohne Fluoride zu werben. Nur Warum? Viele von uns kennen noch die Fluoridtablettenvergabe aus dem Kindergarten. Hatte man sich damals so geirrt?
Tatsächlich ist es auch heute noch in der Forschung recht umstritten, was nun besser zur Kariesvorbeugung taugt. Zwei unterschiedliche Thesen werden bis heute diskutiert.
Die Mundhygienehypothese geht davon aus, dass sogenannte Biofilme und die darin enthaltenen Kohlenhydrate Säuren bilden, welche den Zahnschmelz demineralisieren und so den Weg für eindringende, kariogene Bakterien ebnen. Um diesen Effekt zu vermeiden oder zu minimieren, sollten die Zähne regelmäßig mechanisch, also mit Zahnürste(n) & Co., von dem besagten Biofilm gereinigt werden.
Dem gegenüber steht die Zahndefekthypothese. Diese erkennt auch den Biofilmen mit seinen reagierenden Kohlenhydraten als kariogen an, geht jedoch davon aus, dass bereits angelegte Schäden und Mikrorisse im Zahnbelag die natürlichen Einfallstore für Karies bilden. Hier könne also das Zähne reinigen wenig ausrichten, da die entsprechenden Schäden im Zahnbelag bereits im Zahnwachstum als Kind oder Jugendlicher angelegt wurden. Hier könne nur Fluorid sowie das Versiegeln oder chirurgische Beseitigen dieser ‚Einfallstore‘ helfen.
Gleich drei verschiedene Studien haben sich jüngst diesem Thema gewidmet, zwei davon aus den USA sowie eine aus Großbritannien*. Und tatsächlich scheint die Antwort gefunden:
Tatsächlich ließ es sich nachweisen, dass das Zähneputzen OHNE die Verwendung von Fluoriden keinerlei Effekte auf die Kariesrate zeigte, diese also NICHT abnahm. Es scheint, dass die Fluoride die hauptsächliche Antwort auf die Frage nach wirksamer Kariesprophylaxe sind.
Wer jetzt jedoch denkt, er könnte sich das lästige Zähneputzen in Zukunft ersparen, der irrt gewaltig! Die Studien haben lediglich nachweisen können, dass Zähneputzen OHNE Fluoride nichts gegen Karies ausrichten kann, jedoch nicht, dass das Zähneputzen selbst keine positiven Effekte in der Sache hätte. Außerdem ist die Karies beileibe nicht das einzig Unangenehme, was unseren Zähnen und unserem Zahnfleisch zustoßen kann! Gegen Zahnfleischentzündung ist die klassische Verwendung von Zahnseide, Zahnbürste und anderen Hilfsmitteln das Mittel der Wahl!
Bitte lassen Sie sich von Pressemitteilungen über medizinische Themen nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Sollten Ihnen Zweifel kommen, ob Sie für sich oder Ihre Kinder tatsächlich eine gute Mund- & Zahnhygiene betreiben, fragen Sie bitte den Zahnarzt Ihres Vertrauens.
Wir vom Praxisteam Dr. Schlimbach sind gerne und immer für Sie da, um Sie aufrichtig zu beraten und Ihnen und Ihrer Familie dabei zu helfen, eine intelligente und verantwortungsvolle Mund- & Zahnhygiene wie -prophylaxe zu erreichen.
Viele Grüße,
Ihr Praxisteam Dr. Schlimbach.
* Personal oral hygiene and dental caries: A systematic review of randomised controlled trials ‘ unter: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/ger.12331